mord2go – Tödliche Geschichten für unterwges und zwischendurch - von Olaf Fritsche

Das Zimmer

von Olaf Fritsche

Detectiv Finesmith: Ich würde mich auch aufhängen, wenn ich in sowas wohnen müsste.

Detectiv Muller: Wieso? Sieht doch gut aus. Vollausstattung. Alles vom Feinsten. Und zweimal die Woche kommt die Putzfrau. Nicht wie in deiner Müllkippe, die du Wohnung nennst.

Detectiv Finesmith: Das hier ist keine Wohnung, das ist ein Kindergarten ohne Erzieherin. Wie alle Verbindungshäuser.

Detectiv Muller: Woher willst du das denn wissen? Ich denke, du warst nie auf einem College.

Detectiv Finesmith: War ich auch nie. Außer bei Einsätzen. Wenn die Nachbarn sich beschwert haben, dass die verzogenen Gören mal wieder meinten, sie könnten sich alles rausnehmen, ihre Moms und Dads zahlen’s ja.

Detectiv Muller: Zum Beispiel?

Detectiv Finesmith: Zum Beispiel … Hast du schonmal einen gesehen, der geteert und gefedert wurde? Also in echt?

Detectiv Muller: Ist nicht dein Ernst!

Detectiv Finesmith: Worauf du einen lassen kannst! Im Mittelalter hat man dazu Folter gesagt. Die nennen das Einführungsritual. Das Gesetz hat dafür die schwere Körperverletzung parat. Aber glaubst du, auch nur einer von denen hat mehr als eine Nacht in einer Zelle verbracht?

Detectiv Muller: Mom und Dad?

Detectiv Finesmith: Mom und Dad!

***

Hausmeister: Ah! Sind Sie die Polizei?

Detectiv Muller: Detectiv Muller. Das ist Detectiv Finesmith. Und Sie sind …?

Hausmeister: Shorty. Eigentlich Eugene Kosinsky. Aber die Studenten nennen mich immer nur Shorty.

Detectiv Muller: Gut, Herr Kosinsky. Sie haben also die Leiche entdeckt.

Hausmeister: Ja, habe ich. Das war heute Morgen. Da kam die Reinigungsfrau zu mir, weil eines der Zimmer abgeschlossen war. Ich sollte ihr aufmachen. Ich habe nämlich einen Generalschlüssel für alle Zimmer, müssen Sie wissen.

Detective Muller: Und als Sie aufgeschlossen haben, hing da dieser … dieser … Wie war nochmal der Name?

Detectiv Finesmith: Neil Springfield.

Hausmeister: Neil Springfield. Genau. Das heißt … Nicht ganz.

Detectiv Muller: Was denn nun, Herr Kosinsky? Baumelte der mitten im Raum von der Decke, oder baumelte er nicht?

Hausmeister: Doch, das schon. Aber davor. Mit der Tür … Ich habe sie nicht aufgeschlossen.

Detectiv Finesmith: Sie war also schon offen? Die Reinigungsfrau hat sich geirrt?

Hausmeister: Nein. Es war schon wie Hilda gesagt hat: Es war abgeschlossen.

Detectiv Muller: Dann haben Sie doch aufgeschlossen!

Hausmeister: Das habe ich versucht. Aber es ging nicht.

Detectiv Finesmith: Ging nicht? Sagten Sie nicht, Sie hätten einen Generalschlüssel?

Hausmeister: Sagte ich. Und mit dem habe ich es natürlich auch probiert. Aber der passte nicht ins Schloss.

Detectiv Muller: Passte nicht? Der Generalschlüssel?

Detectiv Finesmith: Das müssen Sie uns erklären, Herr Kosinsky!

Hausmeister: Das versuche ich ja schon die ganze Zeit. Wenn Sie mich einmal kurz ausreden … Normalerweise passt der Schlüssel nämlich sehr wohl. Für alle Türen im Haus. Deshalb habe ich mich auch ziemlich gewundert, dass es dieses Mal nicht … Und als ich mich gebückt und in das Schlüsselloch geguckt habe … Das sind im Haus keine Sicherheitsschlösser, mit denen machen die Studenten zu viel Unsinn. Sekundenkleber einfüllen und so. Darum haben wir diese altmodischen, großen Zimmerschlüssel mit entsprechend großen Schlüssellöchern …

Detectiv Muller: Kommen Sie zur Sache, Kosinsky! Sie haben durch das Schlüsselloch gelugt. Und was haben Sie da gesehen?

Hausmeister: Ja, nichts!

Detectiv Finesmith: Nichts?

Hausmeister: Nichts! Nur den Grund, wieso mein Generalschlüssel nicht ins Schloss ging.

Detectiv Muller: Nämlich?

Hausmeister: Der passte nicht mehr rein, weil da schon ein Schlüssel im Schloss steckte. Von innen. Das Zimmer war von innen abgeschlossen.

***

Detectiv Finesmith: Wieso ist es eigentlich so still im Haus? Liegen die Herrschaften noch alle in den Federn?

Hausmeister: Wie? Nein! Die sind zum See. Allesamt.

Detectiv Muller: Ein Vergnügungsausflug? Obwohl sie eine Leiche im Haus haben?

Hausmeister: Ja, das … Wegen der Tradition, hieß es. Der Initiationsritus der Neulinge darf durch nichts unterbrochen werden.

Detectiv Muller: Auch nicht durch einen Toten in den eigenen Reihen.

Detectiv Finesmith: Siehste? Was habe ich dir gesagt?

Hausmeister: So verlangt es die Tradition. Und außerdem war es ja nur ein Selbstmord.

Detectiv Finesmith: Das wird sich noch zeigen. Ist dies die Tür zum Zimmer des Toten?

Hausmeister: Ja, da drin wohnt … wohnte der junge Springfield.

Detectiv Muller: Da fehlt ja das Schloss.

Hausmeister: Das habe ich Ihnen doch erzählt. Ich musste es abbauen, weil doch abgeschlossen war und der Schlüssel noch von innen steckte.

Detectiv Finesmith: Sind Sie in das Zimmer reingegangen, nachdem Sie die Tür doch geöffnet haben?

Hausmeister: Ja, schon. Aber nicht weit. Nur ein paar Schritte. Ich habe dabei auf die Innenseite des Schlosses geschaut. Wo der Schlüssel steckte. Und dann habe ich gehört, wie Hilda geschrieen hat. Und dann habe ich ihn auch gesehen. Hing da von der Lampe. Den Strick um den Hals. Einen halben Meter über dem Boden.

Detectiv Finesmith: Und es war sonst niemand im Raum?

Hausmeister: Nein. Niemand.

Detectiv Muller: Wie können Sie da so sicher sein? Es könnte doch jemand im Schrank gesteckt oder unter dem Bett gelegen haben.

Hausmeister: Nein, da war ganz sicher niemand.

Detectiv Finesmith: Woher wollen Sie das wissen?

Hausmeister: Weil Hilda … Manchmal machen die Menschen die seltsamsten Dinge, wenn sie unter Schock stehen. Als ich den jungen Springfield da so hängen sah, da war ich wie vom Donner gerührt und konnte mich nicht bewegen. Nicht mal den kleinen Finger. Aber die Hilda, bei der muss irgendwie eine andere Sicherung durchgegangen sein. Die wirbelte plötzlich an mir vorbei , packte sich den Schuh … da hat ein Schuh unter dem jungen Springfield gelegen, der ist ihm wohl vom Fuß gerutscht, als er um Luft gekämpft … Na, jedenfalls hat die Hilda sich den Schuh geschnappt und ihn in den Schrank gestellt zu den anderen. Und als sie sich gebückt hat, ist ihr wohl die Flasche aufgefallen. Die war unter’s Bett gerollt. Vermutlich bei den Initiationsriten gestern Abend. Da ist es hoch hergegangen im ganzen Haus. Und da wird die Flasche wohl …

Detectiv Muller: Meine Güte! Wollen Sie uns sagen, Ihre Reinigungsfrau hat das ganze Zimmer aufgeräumt, während ein Toter von der Decke hing?

Hausmeister: Ja! Nein! Nicht das ganze Zimmer. Als sie die Flasche hervorgeholt hat, bin ich endlich aus meiner Starre erwacht und habe sie mir gepackt. Also, die Hilda, nicht die Flasche. Und dann bin ich mit ihr raus und habe die Polizei gerufen.

Detectiv Finesmith: Tja, und ich hatte gedacht, wir könnten heute früh Feierabend machen.

Hausmeister: Wieso? Was haben wir denn falsch gemacht?

Detectiv Muller: Sie meinen, abgesehen davon, dass Sie den Tatort umgekrempelt haben?

Hausmeister: Tatort? Aber warum …? Das war doch eindeutig ein Selbstmord! Die Fenster waren verriegelt, die Tür von innen verschlossen, der Schlüssel steckte sogar noch im Schloss, und außer dem jungen Springfield war keine Seele im Raum.

Detectiv Finesmith: Abgesehen vom Schuh und der Flasche – haben Sie hier noch mehr angefasst? Vielleicht einen Stuhl weggestellt? Oder eine Kiste rausgeräumt?

Hausmeister: Nein! Nichts dergleichen. Ich verstehe nicht …

Detectiv Muller: Was mein Kollege sagen will, ist, dass wir es hier nicht mit einem Selbstmord zu tun haben. Wenn der Tote von der Lampe hing, wie sie ausgesagt haben, wie ist er dann ohne Hilfsmittel in die Schlinge gekommen? Das Bett steht zu weit entfernt. Der einzige Stuhl ist der dort in der Ecke. Und einen halben Meter in die Höhe zu springen, um im Flug den Kopf durch die Schlinge zu stecken – diese Mühe macht sich kein Selbstmörder.

Hausmeister: Aber es war von innen verschlossen.

Detectiv Finesmith: Trotzdem, Herr Kosinsky! Das hier war kein Selbstmord. Das war Mord! Und Sie sagen uns am besten mal, an welchem See genau dieses Initiationsritual gerade stattfindet. Ich denke, dieses Jahr wird die Tradition um eine Reihe Verhöre auf dem Revier erweitert werden.

*** *** ***

Detectiv Muller: Gut, Officer. Sie wissen Bescheid: Sobald hier ein Kerl in feinem Zwirn auftaucht und wutschnaubend verlangt, zu seinem Sohn geführt zu werden, kontrollieren Sie draußen mal, ob nicht zufällig ein Luxusschlitten vor einem der beiden hübschen Hydranten vor dem Revier steht. Sollte das der Fall sein, dann … Na, Sie wissen schon. Und grinsen Sie nicht so schadenfroh!

Detectiv Finesmith: Bist du soweit, Carl? Unser erster Kandidat schmort jetzt eine Stunde im Verhörraum. Ich denke, der könnte reif sein.

Detectiv Muller: Na, dann wollen wir dem jungen Mann mal nicht noch mehr seiner kostbaren Verbindungszeit stehlen.

***

Detectiv Muller: Sie sind Charles Henry Carpenter? Ist das richtig?

Student 1: Charles Henry Carpenter III.

Detectiv Muller: Meinetwegen. Und Sie sind … wie heißt das? … Zeremonienmeister der Studentenverbindung kappa-kappa-kappa?

Detectiv Finesmith: (kurzes, unterdrücktes Lachen)

Student 1: Ja, das bin ich.

Detectiv Muller: Was haben Sie zu tun? Als Zeremonienmeister, meine ich.

Student 1: Ich bin verantwortlich für die Aufnahme der neuen Verbindungsbrüder.

Detectiv Muller: Und was verantworten Sie da so?

Student 1: Ich bestimme die Prüfungen, die die Kandidaten bestehen müssen.

Detectiv Muller: Ah, die Prüfungen. Wenn uns das richtig mitgeteilt wurde, bestanden die dieses Jahr beispielsweise aus solchen Nettigkeiten wie der Beschmierung des Denkmals unseres Stadtgründers vor dem Rathaus, einer Fahrt mit der Straßenbahn durch die halbe Stadt – nur bekleidet mit einem benutzten Papiertaschentuch, versteht sich – und der Aufgabe, eine versenkte Truhe aus dem Badesee zu bergen – im Februar, bei einer Wassertemperatur von rund zwölf Grad.

Student 1: Es gehört eben Charakterstärke dazu, ein kappa-kappa-kappa zu sein.

Detectiv Finesmith: Wohl eher kriminelle Phantasie.

Student 1: Wenn Sie das sagen. Hören Sie: Mein Vater wird …

Detectiv Muller: Stand dieses Jahr zufällig auch ein Häng-den-Mann-Spielchen auf der Liste Ihrer Prüfungen?

Student 1: Machen Sie sich doch nicht lächerlich!

Detectiv Muller: Beantworten Sie die Frage! Haben Sie Neil Springfield einen Strick um den Hals gelegt oder ihn genötigt, es selbst zu tun?

Student 1: Nein! Natürlich nicht!

Detectiv Muller: Und wieso wurde er dann heute früh tot in seinem Zimmer aufgefunden? Erhängt am ersten Tag Ihrer Aufnahmeprüfungen?

Student 1: Was weiß ich denn? Die Tür war doch von innen verschlossen. Er hat Selbstmord begangen.

(Eine Tür wird barsch aufgerissen.)

Vater: Sofort aufhören! Mein Sohn wird keine Fragen mehr beantworten!

Detectiv Muller: Und Sie sind?

Vater: Charles Henry Carpenter.

Detectiv Finesmith: Der Zweite, möchte ich wetten.

Vater: Der Zweite. Und Anwalt. Und Sie haben meinen Sohn widerrechtlich einem Verhör unterzogen ohne Anwesenheit eines rechtlichen Beistands.

Detectiv Muller: Wir haben Ihren Sohn über die Möglichkeit, einen Anwalt zu konsultieren, aufgeklärt. Daraufhin hat er in ihrer Kanzlei angerufen, war aber einverstanden, die Befragung bereits ohne Sie anzufangen.

Vater: Ich … hatte zu tun. Ein wichtiger Klient.

Detectiv Finesmith: Blond oder brünett?

Vater: Was soll das …?

Detectiv Muller: Wir ermitteln in einem Mordfall, Herr Carpenter. Und es besteht der begründete Verdacht, dass Ihr Sohn über sachdienliche Hinweise verfügt.

Vater: Mein Sohn verfügt über gar nichts. Diese Farce ist beendet. Wir gehen.

Officer: Oh, ich wollte nicht stören. Es ist nur … Da draußen wird gerade ein Auto abgeschleppt, das vor einem der Hydranten geparkt hat. Gehört das vielleicht …?

Vater: Abgeschleppt? Mein Porsche? Sind Sie des Wahnsinns? (eilig entfernende Schritte) Der Wagen ist ganz neu!

Student 1: Äh … Und ich? Kann ich dann auch gehen?

Detectiv Muller: Ja, vorläufig haben wir keine Handhabe, Sie hier zu behalten. Sie dürfen gehen.

Detectiv Finesmith: Vielleicht zeigen Sie Ihrem Vater, wie man mit der Straßenbahn fährt. Ausnahmsweise dürfen Sie ihm dafür zwei Taschentücher geben.

***

Student 2: Ich weiß nichts.

Detectiv Finesmith: Aber sie waren doch einer der Kandidaten für die Aufnahme in kappa-kappa-kappa. Sie haben mitgemacht bei den Prüfungen.

Student 2: Ja, schon, aber …

Detectiv Finesmith: Genau wie der Tote, Neil Springfield.

Student 2: Ja, das ist richtig. Aber …

Detectiv Finesmith: Was für ein Mensch war er, dieser Neil? Als er noch lebte.

Student 2: Neil? Wieso fragen Sie das?

Detectiv Finesmith: War er nett? Freundlich? Ein wenig schüchtern?

Student 2: Ja. Woher wissen Sie das?

Detectiv Finesmith: So hat ihn der Hausmeister beschrieben. Er hat gesagt, dass Neil keiner dieser Prahlhänse war, die sonst zur Verbindung gehören. Dass er ein sehr liebenswerter Mensch war. Dass er sich fragte, wieso jemand wie Neil überhaupt aufgenommen werden wollte in diesem dreifachen kappa.

Student 2: Das … Das ist alles richtig.

Detectiv Finesmith: Wissen Sie, was der Hausmeister uns noch erzählt hat? Dass es dieses Jahr einen zweiten netten Kerl gegeben hat. Noch jemanden wie Neil. Der eigentlich auch zu gut für den Laden ist und dessen größter Wunsch es trotzdem ist, dort Mitglied zu werden.

Student 2: Hat … Hat er das?

Detectiv Finesmith: Und wissen Sie, wer dieser zweite nette Kerl sein soll?

Student 2: Nein. Woher sollte …?

Detectiv Finesmith: Das sollen Sie sein! Sie sind der andere nette Kerl. Der, der noch lebt. Der, der nicht in seinem eigenen Zimmer am Galgen baumelt.

Student 2: Aber … Aber die haben gesagt, es war ein Selbstmord!

Detectiv Finesmith: Wo waren Sie gestern Abend zu der Zeit, als Neil gestorben ist?

Student 2: Ich … Ich war nicht dabei! Wir wurden aufgeteilt. Ich war am Rathaus. Ich sollte das Denkmal rosa anmalen. Das war meine Prüfung. Ich war nicht dabei!

Die haben gesagt, es war Selbstmord! Das Zimmer war doch von innen abgeschlossen! Sie haben gesagt, es war Selbstmord! Ich war nicht dabei!

***

Detectiv Muller: Schade! Der Junge hätte geredet.

Detectiv Finesmith: Schon, aber er weiß auch nicht mehr als wir.

Detectiv Muller: Kaum zu glauben, dass so einer in den Laden eintritt.

Detectiv Finesmith: Vielleicht überlegt er es sich ja nochmal.

Detectiv Muller: Und wir? Was machen wir jetzt?

Detectiv Finesmith: Wir nehmen uns das nächste Bürschchen vor. Einer von denen packt bestimmt aus.

Detectiv Muller: Wenn wir nur wüssten, wie die das mit der verschlossenen Tür und dem Schlüssel gemacht haben. Damit steht und fällt deren ganze Unschuldsbehauptung.

Detectiv Finesmith: Ja, das ist der Knackpunkt an dieser Geschichte.

***

Detectiv Muller: Wie sieht Ihre Geschichte aus? Wo waren Sie gestern Abend, als Neil Springfield in seinem Zimmer erhängt wurde?

Student 3: Er furde erhängt? Ich dachte, ef far Felbtmord.

Detectiv Muller: Kommen Sie, an dieses Märchen glauben Sie doch selbst nicht.

Student 3: Ehrlich! Ich hatte keine Ahnung.

Detectiv Muller: Warum behaupten das bloß alle? Als wäre außer dem Opfer niemand im Verbindungshaus gewesen.

Student 3: Alfo, ich jedenfallf nicht.

Detectiv Muller: Sondern? Sie waren wo?

Student 3: Daf darf ich nicht fagen. Ftrenge Geheimhaltung ift Teil der Prüfung.

Detectiv Finesmith: Haben Sie Lust, in der Untersuchungshaft darüber nachzudenken, ob Sie es uns vielleicht trotzdem erzählen wollen?

Student 3: Hören Fie! Ef hat für die weitere Karriere grofe Vorteile, bei kappa-kappa-kappa gewefen zu fein.

Detectiv Finesmith: Ja, und es hat große Nachteile, vorbestraft zu sein. Etwa wegen Beihilfe zum Mord oder Vertuschung einer Straftat.

Detectiv Muller: Also! Wo waren Sie?

Student 3: Auf der Eifbahn.

Detectiv Muller: Wo?

Student 3: Auf der Eifbahn. Im Eifhockeyftadion.

Detectiv Finesmith: Sagen Sie nicht, da hat auch so eine Initiationsprüfung stattgefunden.

Student 3: Doch.

Detectiv Muller: Und was mussten Sie tun?

Student 3: Fie ferden mich auflachen, fenn ich ef Ihnen erfähle.

Detectiv Muller: Glauben Sie mir: Uns ist das Lachen schon lange vergangen.

Student 3: Ich … Ich muffte den Torraum und das Eifhockeytor fauberlecken.

Detectiv Finesmith: Mein Gott, auf was für kranke Ideen kann man kommen?

Student 3: Wenn ef nur daf färe. Aber meine Funge ift an dem kalten Metall kleben geblieben. Die Idioten haben mich mit Gefalt lofgeriffen. Dabei ift ein Ftück meiner Fungenhaut kleben geblieben. Haben Fie gedacht, ich fürde immer fo komif fprechen?

Detectiv Finesmith: Und Sie haben das mit sich machen lassen?

Student 3: Waf follte ich denn machen? Bei der Initiation ift der Feremonienmeifter Mafter neft to God.

Detectiv Finesmith: Sie hätten doch …

Detectiv Muller: Das ist es!

Student 3: Daf ift waf?

Detectiv Finesmith: Was meinst du?

Detectiv Muller: Sie können gehen. Wir haben keine weiteren Fragen an Sie.

Student 3: Echt jetft?

Detectiv Muller: Ja, hauen Sie ab.

Detectiv Finesmith: Wieso lassen wir ihn schon gehen? Er hat doch geredet. Hätte sein können, dass er …

Detectiv Muller: Wir brauchen ihn nicht mehr. Er hat uns schon den entscheidenden Hinweis gegeben. Auch wenn er selbst nichts davon weiß.

Detectiv Finesmith: Da ist er nicht alleine. Ich verstehe kein Wort.

Detectiv Muller: Ich weiß endlich, wie sie das mit dem Schlüssel, der von innen steckte, gemacht haben.

*** *** ***

Detectiv Muller: Vielen Dank, dass Sie alle unserer Einladung gefolgt sind.

Student 1: Hatten wir denn eine andere Wahl? Außerdem wohnen wir hier.

Detectiv Muller: Ja, Sie wohnen hier. Und hier haben Sie auch einen Teil der Initiationsriten abgehalten, bei denen gestern Neil Springfield ermordet wurde.

Student 2: Aber es war doch Selbstmord.

Student 3: Genau! Der Haufmeifter hat gefagt, daff abgefloffen war und der Flüffel von innen fteckte.

Detectiv Muller: Danke! Das ist exakt der Punkt – der einzige Punkt –, der bei oberflächlicher Betrachtung tatsächlich auf einen Selbstmord hindeutet.

Student 1: Soll das heißen, Sie können erklären, wie jemand anderes von außen abgeschlossen und den Schlüssel von innen ins Schloß gezaubert hat?

Detectiv Muller: Messerscharf kombiniert, der Dritte! Exakt dafür sind wir hier zusammengekommen.

Student 3: Da bin ich gefpannt.

Student 1: Ist doch alles nur ein Bluff.

Detectiv Muller: Meinen Sie? Dann sind Sie wohl doch nicht so scharfsinnig, wie ich dachte. Bist du soweit, Bernie?

Detectiv Finesmith: Kann losgehen!

Detectiv Muller: Mein Kollege hier war früher beim Einbruchsdezernat und hat dort so einiges aufgeschnappt. Zum Beispiel, wie man ein einfaches Zimmertürenschloss wie dieses mit einem gebogenen Stück Draht nach Belieben auf- und zuschließen kann.

Student 1: Ach, ich bitte Sie! Das ist nun wirklich keine Kunst. Jeder hier kann das, wenn er mal seinen Schlüssel verbummelt hat.

Student 2: Oder wenn er einem anderen mitten in der Nacht einen Eimer kaltes Wasser ins Gesicht kippen will.

Student 1: Halt’s Maul!

Detectiv Finesmith: So, fertig. Nun ist abgeschlossen.

Student 3: Aber es fteckt kein Flüffel von innen.

Student 1: Nicht sehr überzeugend.

Detectiv Muller: Zu der Sache mit dem Schlüssel kommen wir gleich. Bernie, sperrst du bitte wieder auf.

Detectiv Finesmith: Mit Vergnügen.

Detectiv Muller: Und nun kommen wir zu dem kleinen Zaubertrick, den der Dritte …

Student 1: Mein Name ist Charles Henry Carpenter III.

Detectiv Muller: … eben schon angekündigt hat. In dieser handelsüblichen Thermoskanne befindet sich etwas Trockeneis. Gefrorenes Kohlendioxid. Ihr Chemiedepartment war so freundlich, es mir zu überlassen. Flüssiger Stickstoff wäre auch gegangen, hat man mir dort gesagt, aber Trockeneis ist für unerfahrene Zauberkünstler sicherer.

Detectiv Finesmith: Red nicht so viel! Gib schon her das Zeug!

Detectiv Muller: Anders als bei Magiern üblich führen wir Ihnen unseren Trick nicht nur vor, sondern erklären Ihnen auch, wie er funktioniert. Wenigstens für einen von Ihnen wird das ja keine große Überraschung sein. Damit er funktioniert, muss der Schlüssel gut gekühlt werden. Mein reizender Kollege legt ihn darum für eine Minute auf das Trockeneis.

Student 1: Das sind doch alles billige Taschenspielertricks!

Detectiv Muller: Dann haben wir hier einen weiteren Draht. Nicht so dick und stabil wie der zum Öffnen der Tür, aber das muss er auch nicht sein. Denn nun gibt mein Kollege einen Tropfen Wasser auf die Spitze dieses Drahtes und berührt damit die Spitze des durchgekühlten Schlüssels.

Student 2: Er bleibt kleben! Der Schlüssel hängt an dem dünnen Draht.

Student 3: Fie meine Funge an diefem befiffenem Eifhockeytor.

Detectiv Finesmith: Soll ich weitermachen?

Detectiv Muller: Nun muss es zügig weitergehen. Mein Kollege fädelt den Draht mit dem angehängten Schlüssel von innen durch das Schloss nach außen. Er schließt die Tür, sperrt mit dem dicken Draht ab, ohne dabei den dünnen zu zerrießen …

Student 2: … und zieht dann mit dem dünnen Draht den Schlüssel in das Schloss hinein.

Detectiv Muller: Sobald sich Schlüssel und Draht ein wenig erwärmt haben, schmilzt die Eisbrücke zwischen ihnen, und die beiden lösen sich voneinander. Das Ergebnis ist ein Zimmer, das vermeintlich von innen verschlossen wurde, weil der Schlüssel noch auf der Innenseite steckt.

Student 3: Und fie meinen, fo hat der Täter ef gemacht? Dann far es überhaupt kein Selbftmord?

Student 2: Du Schwein! Du hast uns alle belogen! Du hast Neil umgebracht und uns erzählt, er hätte den Druck nicht ausgehalten und sich selbst umgebracht!

Student 1: Es war ein Unfall! Ich wollte das nicht! Es war doch eine Prüfung. Er sollte nur ein paar Sekunden in der Schlinge baumeln, und dann wollte ich ihn runterholen. Aber ich habe ihn nicht rechtzeitig rausgekriegt.

Student 3: Er muffte fich aufhängen laffen, nur um in diefe verfickte Verbindung aufgenommen fu ferden?

Student 1: Jeder muss so eine Prüfung absolvieren. Das ist die Tradition.

Student 2: Weißt du, was du und deine beschissene Tradition mich mal können?

Detectiv Finesmith: Ich weiß, was wir ihn mal können. Charles Henry Carpenter III, Sie sind verhaftet wegen des dringenden Verdachts, Neil Springfield ermordet zu haben. Sie haben das Recht auf einen Anwalt. Sie haben …

Student 1: Mein Vater! Ich will meinen Vater sprechen!

Detectiv Muller: Wir werden ihn informieren.

Student 1: Es war ein Unfall! Ich wollte doch nur kappa-kappa-kappa schützen. Die Tradition muss gewahrt werden!

Student 2: Kappa-kappa-kappa ist sowas von im Arsch!

Student 1 (leiser werdend): Ein Unfall! Wir müssen doch den Charakter testen. Die Tradition! Wir müssen die Tradition wahren …